Was hilft bei Verstopfung?
Viele Menschen kennen das aus der Urlaubszeit: Bei Reisebeginn bleibt der tägliche Gang aufs Klo auf einmal aus. Da im Darm sehr viele Stoffwechselfunktionen ablaufen, ist es kein Wunder, wenn dieser sensibel auf Veränderungen beim Essen und im Tagesablauf reagiert. Doch nach ein, zwei Tagen funktioniert die Verdauung in der Regel wieder normal.
Verstopfung: Moderne Zivilisationskrankheit?
Problematischer ist es, wenn die Darmträgheit zum Dauerproblem wird. Dann beeinträchtigen nicht nur ein häufiges Völlegefühl und ein Blähbauch dauerhaft die Lebensqualität, auch die Entleerung des Darms kann sowohl anstrengend als auch schmerzhaft sein.
Häufigster Grund ist die moderne Lebensweise: viel sitzen und wenig bewegen. Die meisten Berufe werden im Sitzen ausgeübt und nach Feierabend sitzt man weiter - am Computer, vor dem Fernseher, um zu "entspannen". Dabei würde gerade Sport oder Gymnastik nicht nur die Verdauung in Schwung bringen.
Die Verstopfung - medizinischer Fachausdruck: Obstipation - ist keine moderne Zivilisationskrankheit: Schon im alten Ägypten waren Störungen der Verdauung nicht unbekannt und auch im Mittelalter wurden sie in medizinischen Schriften erwähnt. Verstopfung betrifft vor allem Frauen: statistisch leiden doppelt so viele Frauen wie Männer darunter.
Wer unter chronischer Verstopfung leidet, sollte daher auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen, denn das Problem kann durchaus ernsthafte Ursachen haben.
Symptome für chronische Verstopfung
Wie oft man normalerweise "muss", kann durchaus verschieden sein: Bei einer ballaststoffreichen Ernährung ist der tägliche Gang - auch zwei- bis dreimal - durchaus üblich, aber auch dreimal pro Woche befindet sich noch im Rahmen einer gesunden Darmtätigkeit. Fällt der Stuhlgang jedoch höchstens zweimal pro Woche an, dann liegt der Verdacht nahe, dass man unter Verstopfung leidet.
Wenn man sich dabei auch anstrengen und stark pressen muss und das Resultat hart und klumpig ist, dann sind alle typischen Symptome für eine chronische Verstopfung gegeben. Häufig empfindet man dabei auch Schmerzen, die durch den harten Kot verursacht werden. Denn durch die längere Verweildauer im Darm wird ihm weiter Wasser entzogen. Die Folgen können Hämorrhoiden sein, aber durch die starken Dehnung des Darms auch
Schleimhautrisse, die sich als Darmblutung bemerkbar machen. Generell fühlt man sich dann auch schlapp oder müde, hat Kopfschmerzen und ein permanent vorhandenes Druckgefühl in der Bauchgegend.
Ursachen
Eine sogenannte chronisch habituelle Obstipation wird durch eine Funktionsstörung des Darms ausgelöst. Die Ursachen für eine Verstopfung können dabei vielfältig sein: Ernährung und Lebensweise haben ebenso Einfluss auf die Verdauung wie die verschiedenen Lebensphasen. Aber auch Krankheiten und psychische Belastungen können sich im wahrsten Sinne auf den Darm niederschlagen.
Ernährung
Viele industriell hergestellte Lebensmittel geben der Verdauung wenig zu tun, was sich auch dadurch bemerkbar macht, dass das Sättigungsgefühl nicht lang anhält. Dadurch wird der Darm im wahrsten Sinne des Wortes "faul". Meistens enthalten sie auch große Mengen an Fett und Zucker, die ebenfalls den Verdauungsprozess verlangsamen, weil sie dem Körper Wasser entziehen. Auch Kaffee, Cola und Alkohol wirken dehydrierend.
Bewegungsmangel
Zu wenig Bewegung vernachlässigt nicht nur die Muskeln, sondern auch die Organe. Sie sind eigentlich richtige "Arbeitstiere" - das griechische Wort, das unserer Bezeichnung zugrunde liegt, bedeutet auch "Werkzeug". Als solche sind sie es gewohnt, beansprucht zu werden, sonst lässt ihre Leistungsfähigkeit nach. Und das betrifft auch den Darm.
Psychische Belastung
Auch psychische Faktoren sind als Ursache für eine Verstopfung nicht zu unterschätzen. Typisch ist hier das häufige Unterdrücken des Stuhlgangs, weil man öffentliche Toiletten meidet oder sich vor ihnen ekelt. Gerade Stress verhindert, dass man sich die Zeit nimmt, auf die Toilette zu gehen und sich entspannt, damit sich der Schließmuskel löst. Ebenso kann ein gestörtes Selbstbewusstsein bewirken, dass der Stuhlgang tabuisiert wird und beispielsweise nur zuhause möglich ist. Hier kann eine Psychotherapie helfen.
Beschwerden von Kleinkindern
Der Körper von Kleinkindern reagiert sensibel auf Änderungen in der Ernährung. So kann die Umstellung von Muttermilch auf Brei eine Verstopfung bewirken, aber auch eine Laktoseintoleranz. Auch zu viele Süßigkeiten, Kuchen oder manches Obst wie zum Beispiel Bananen können die Darmtätigkeit beeinflussen.
Ein wunder Po bereitet dem Kind oft Schmerzen beim Stuhlgang, daher hält es den Stuhl zurück. Mitunter tritt auch die sogenannte Lernverstopfung auf: Sie ist typisch für die Zeit, wenn ein Kind von der Windel entwöhnt wird und es nicht immer rechtzeitig schafft, auf die Toilette zu kommen. Aus Schamgefühl versucht es dann, den Drang zu unterdrücken.
Alter
Im Alter lassen typischerweise viele Körperfunktionen nach. Dazu gehört auch die Verdauung. Wenn dann noch der Appetit schwindet und das Essen seinen Reiz verliert, bekommt der Darm zudem noch weniger zu tun.
Störungen und Änderungen des Hormonhaushalts
Eine Hormonstörung kann durch verschiedene Krankheiten ausgelöst werden, beispielsweise eine Schilddrüsenunterfunktion oder eine Überfunktion der Nebenschilddrüse sowie durch Diabetes. Auch in der Schwangerschaft ändert sich der Hormonhaushalt der werdenden Mutter, da sie das ungeborene Kind mitversorgen muss. Die vermehrte Hormonproduktion kann dazu führen, dass die Darmtätigkeit gehemmt wird.
Krankheiten
Viele Krankheiten wirken sich auf die Darmtätigkeit aus. Das können ebenso direkte Erkrankungen des Darms sein, wie auch andere organische Störungen, die sich auf den Darm auswirken: Elektrolytstörungen, die den Salzhaushalt betreffen und durch Kaliummangel bewirkt werden, sind hier ebenso zu nennen wie auch die Hyperkalzämie, ein Überschuss an Kalzium, aber auch Muskelstörungen.
Die häufigsten organischen Darmerkrankungen sind ein empfindlicher Reizdarm, Darmpolypen, Analfissuren und -abszesse sowie starke Hämorrhoiden. Ernstere Krankheiten sind unter anderem die chronische Darmerkrankung Morbus Crohn und im schlimmsten Fall Darmkrebs.
Nervenstörungen
Bestimmte Krankheiten, wie Diabetes mellitus, Parkinson oder Multiple Sklerose, beeinträchtigen auch die Funktionsweise der Nerven, die ebenfalls die Darmtätigkeit betrifft.
Medikamente
Die Nebenwirkungen mancher Medikamente betreffen auch den Darm und bewirken Verstopfung. Dazu gehören Antibiotika, Schmerzmittel - vor allem Opiate - und Antidepressiva, aber auch kalzium- und aluminiumhaltige Mittel gegen Sodbrennen sowie Eisenpräparate. Auch der zu häufige Gebrauch von Abführmitteln kann schließlich das Gegenteil bewirken.
Was kann man selbst gegen Verstopfung tun?
Mit ein paar einfachen Maßnahmen kannst du den Darm unterstützen und ihm die Arbeit erleichtern. So kann sich nicht nur eine bereits bestehende Verstopfung lösen, sondern es kann auch das allgemeine Wohlbefinden im Unterleib gesteigert werden. Dazu muss man nicht einmal zu dem altbewährten, aber drastischen Hausmittel Einlauf greifen - viel wichtiger ist, langfristig seinem Körper etwas Gutes zu tun.
Grundsätzlich sind dies aber nur begleitende Maßnahmen, bei dauerhaften oder ernsthaften Beschwerden, insbesondere bei Schmerzen oder Blutungen, sollte man auf jeden Fall den Arzt aufsuchen.
Ernährung ändern
Eine ballaststoffreiche Ernährung, die vor allem aus Vollkornprodukten, Obst und Gemüse besteht, regt die Verdauung an: Der Körper braucht nicht nur wesentlich länger, um sie zu verarbeiten. Gerade Leinsamen, Flohsamen und Kleie sind dafür bekannt, dass sie stark aufquellen und dadurch die Darmtätigkeit stimulieren. Dazu erzeugen Ballaststoffe ein anhaltendes Gefühl der Sättigung, was wiederum der Figur zugute kommt.
Auch Dörrobst wie Pflaumen und Feigen, aber auch Sauerkraut regen die Verdauung an. Wichtig ist, viel zu trinken, damit die Ballaststoffe gut aufquellen können.
Öfter Sport oder Gymnastik treiben
Auch regelmäßige Bewegung hilft gegen Verstopfung. Wer keine Zeit (oder Lust) hat, ins Fitnessstudio zu gehen, kann auch zuhause oder sogar im Büro mit ein paar einfachen Gymnastikübungen seinem Körper etwas Gutes tun und dafür sorgen, dass die Verdauung in Schwung kommt. Gerade eine gute Bauchmuskulatur unterstützt die Darmtätigkeit. Gleichzeitig wird durch die Übungen in Verbindung mit der Atmung der Bauch sanft massiert, was ebenfalls die Darmbewegung anregt. Die folgenden Übungen kannst du auch morgens im Bett machen:
- Radfahren im Liegen: Lege dich auf den Rücken und stütze die Hände in die Hüften. Strecke die Beine nach oben und bewege sie wie beim Radfahren. Anfangs reichen ein paar Minuten, später kannst du die Zeit auf 10 Minuten steigern.
- Grätsche im Liegen: Lege dich auf den Rücken und strecke die Beine möglichst im rechten Winkel nach oben. Grätsche bzw. klappe die Beine seitwärts auseinander und wieder zusammen. Wiederhole die Übung etwa 10-mal, und versuche, die Dauer beim nächsten Mal zu steigern.
- Kerze im Stehen: Stelle dich gerade hin und strecke deine Arme nach oben. Atme tief ein und neige dich dabei leicht nach vorn. In dieser Haltung gehst du nach unten in die Knie und atmest dabei aus. Bleibe kurz unten und richte dich wieder auf, wobei du einatmest. Wiederhole diese Übung etwa 10-mal. Wenn du Probleme mit den Knien hast, dann gehe nicht ganz nach unten.
Fortgeschrittene können natürlich auch anstrengendere Übungen wie zum Beispiel das "Klappmesser" machen.
Bauchmassage
Wer solche Übungen nicht machen kann oder will, kann auch mit einer einfachen Massage den Darm leicht stimulieren. Dazu legst du dich am besten auf den Rücken und legst die flache rechte (oder linke) Hand ohne Druck neben den Bauchnabel. Dann beginnst du, den Bauch um den Nabel mit der Handfläche kreisförmig zu streicheln. Wichtig dabei ist, die Kreisbewegung im Uhrzeigersinn auszuführen. Ein bis zwei Minuten genügen.
Alternativ kannst du auch abwechselnd mit der linken und der rechten Hand von der Magengegend ausgehend nach unten bis über den Nabel streichen.
Durch diese Übungen löst du Verspannungen und auch gestaute Luft im Bauchraum.
Eine leichte Bauchmassage hilft auch Kindern, dabei sollte man den Bauch des Kindes sanft mit dem Zeigefinger oder Zeige- und Mittelfinger massieren.
Medikamente
Natürlich gibt es auch Medikamente gegen Darmträgheit. Oft beseitigen sie aber nur die Symptome und nicht die Ursachen. Daher sollte man zuerst versuchen, durch eine Umstellung der Ernährung - ballaststoffreiches Essen - oder eine Änderung des Lebensstils - beispielsweise regelmäßige körperliche Bewegung oder Stressabbau - den Darm zu stimulieren. Zeigt sich nach einiger Zeit immer noch keine Änderung, dann sollte man vorher mit einem Arzt sprechen, der die genauen Ursachen der Verstopfung erkundet, bevor er ein Medikament verschreibt.
Die Signale des Körpers ernst nehmen
Ebenso wichtig ist es, auf die Signale, die der Körper sendet, zu achten und auch bald zu reagieren, statt das Unvermeidliche hinauszuzögern. Dadurch gerät die Verdauung auch immer mehr aus dem gewohnten Rhythmus. Das heißt also: rechtzeitig auf die Toilette gehen, statt den Drang zu unterdrücken. Außerdem sollte man sich Zeit für die "Sitzung" nehmen, sich also währenddessen entspannen statt durch Druck die "Angelegenheit schnell zu erledigen". Schließlich fühlt man sich hinterher im doppelten Sinn "erleichtert".
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